BMSV Briefmarkensammler-Verein Minden e.V.
Faszinierende Sammelobjekte: Notgeld und Inflationsbriefmarken "Inflation", das Wort lässt noch heute Sparern einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Besonders in Kriegs- und Krisenzeiten kann es zu einem schnellen Verfall des Geldwertes kommen. Ein bekanntes Beispiel ist die Inflationszeit von 1914 bis 1922, also die Zeit während und nach dem Ersten Weltkrieg. Diese Phase wirtschaftlicher Not war die Geburtsstunde des deutschen Notgeldes. Es fasziniert durch seine Vielfalt und hat in den Inflations-Briefmarken ein philatelistisches Gegenstück, dem sich zahlreiche Sammler verschrieben haben.
Mit Beginn des ersten Weltkrieges 1914 horteten die Menschen bleibende Werte für die heraufziehende Krisenzeit. So verschwand zuerst das Gold- und Silbergeld aus dem Umlauf. Da auch die Preise für Lebensmittel und andere alltägliche Dinge stiegen, kam es zu einem spürbaren Geldmangel. Die Reichsregierung reagierte im August 1914 mit der Herausgabe so genannter Darlehenskassenscheine, die das Münzgeld ersetzen sollten. Andere Gründe für Notgeldeinführungen lagen in den Kampfhandlungen begründet: Die gleich zu Beginn des Krieges von Russland besetzten preußischen Landesteile waren von der Geldzufuhr des Reiches abgeschnitten. Sie behalfen sich mit der Herausgabe von Notgeld, um die wirtschaftlichen Abläufe in ihren Bezirken zu ermöglichen. Die erste Ausgabe erschien Anfang August 1914 im ostpreußischen Kreis Preußisch-Holland. Die ersten Scheine waren noch relativ schlicht gehalten. Man erkennt an ihrem provisorischen Erscheinungsbild ihren Behelfs-Charakter. Spätere Ausgaben wurden bedeutend aufwändiger und zum Teil von namhaften Künstlern gestaltet. Deutsches Papiernotgeld ist heute noch immer in größerer Zahl vorhanden und wird häufig zu günstigen Preisen gehandelt. Die Geldscheine gleichen einem Bilderbuch. Thematisiert werden Regional- und Ortsgeschichte, besondere Gebäude, Literatur, Kunst, Gebräuche, Sagen und vieles mehr - eine große Motiv-Vielfalt, die viele Ansatzpunkte und Anregungen für die thematische Erforschung bietet.
Literatur-Tipp:
Philatelistische Gegenstücke sind die Inflations-Briefmarken dieser Jahre. Auch sie dokumentieren sehr anschaulich den damaligen Wertverfall des Geldes. Die Reichspost musste in kurzen Abständen immer wieder neue Briefmarken mit erhöhten Wertstufen herausgeben. Gestempelte Briefmarken sind in diesem Sammelgebiet vielfach bedeutend wertvoller als postfrische Exemplare. Die Inflations-Belege zeichnen sich durch extrem hohe Nennwerte aus. Es kam zu Frankaturen mit Millionen-Beträgen. Frankaturen im Nennwert von vielen Millionen Mark waren während der Inflationszeit an der Tagesordnung.
(c) 07/2003 Deutsche Post AG
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